Startseite |  Das Projekt |  Impressum |  Partner
Menschen am Fluss Logo
Geschichten: lesen / schreiben / editieren / über Karte | Bedienungsanleitung

 

Weitere Geschichten suchen mit Hilfe der Karte oder der Suchmaske.
Eine Geschichte, ohne genauen Ortsbezug schreiben.
Ihre eigenen Geschichten editieren oder löschen.
 
Der Name Kinzig
von Hans Saile
 

 


Geschichte drucken

Der Name Kinzig  

Flusskilometer:  92.0 [Lageplan]
Geschichte beginnt im Jahr: 1099 [Was damals in der Welt geschah]
Verfasser der Geschichte bzw. der Abbildungen: Hans Saile
Für den virtuellen Flößerpfad bearbeitet durch: Hans Saile, Forchenweg 6, Loßburg, hanssaile@freenet.de, Tel.074462129
 
Der Name Kinzig

Urkundliche Nennungen 1099 Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS): A 470 U 1: ad Chinzechun; ad aliam Chinzichun; 1128 (Staatsarchiv Sigmaringen) StAS Dep. 39 HH/U 582: flumen [Fluss] Kinzicha, flumen Kynzichun, ad aliam Kynzicham; 1539 HStAS: A 470 Bü 73: Künz, Künzlin auff; 1543 HStAS: H 102/63, Bd. 39, S. 3b: Küntzgen; 1560 HStAS: H 102/2, Bd. 10, S.19a: Kintzg; 1560 HStAS: H 102/2, Bd. 10, S. 25b, 26a: ob den stöcken oder Kintzgen; 1561 HStAS: H 102/2, Bd. 25, S. 108b: obenn Kintzgen wyse; 1579 HStAS: H 102/63, Bd. 42, S. 4a: Küntzg; 1620 HStAS: H 102/63, Bd. 43, S. 3b: Kintzgen; 1652 HStAS: H 102/63, Bd. 31, S, 42a: Oberkentzgenwüß; 1654 HStAS: H 102/63, Bd. 44:, S. 19a, 20b: Köntzig; 1837 Primärkataster: Kinzig

Die Ableitung des Flussnamens Kinzig (1099 ad Chinzechun, ad aliam Chinzichun) ist nach Adolf Bach und Bruno Boesch umstritten. Bach verweist auf den appelativen Gebrauch im nördlichen Breisgau, wo die Kinzigen „schluchtartige Hohlwege im Löß“ bezeichnen. Im Oberelsass und in Graubünden bedeuten die Flussnamen mit Kinzig „Schlucht“ (vgl. Bach Bd. II/2 § 438). Nach Boesch sind die verbreiteten Kinzgen vom Wasser eingeschnittene Hohlwege oder Hohlrinnen in den lößhaltigen Weinbergen im Kaiserstuhl und im Breisgau (vgl. Boesch S. 266).. Beim Fluss Kinzig sind die Dinge nach ihm jedoch etwas komplizierter. Der Wortwurzel müsse erst noch nachgegangen werden (vgl. Boesch S. 280). Üblich ist eine Ableitung aus dem Keltischen oder Vorkeltischen, Illyrischen (vgl. Bach, Bd. II/2 § 438). M.R. Buck führt die Kinzig ohne nähere Ableitung unter Kanzach auf, die er auf die indogermanische Wurzel cudh (sanskrit) = reinigen, läutern zurückführt. Dabei verweist er auf das sprachverwandte lat. candidus = weiß hin. Ludwig Traub erklärt die Kanzach aus den gallischen Ortsnamen mit „candos“ = rein, glänzend, weiß. Er gibt aber keine Erklärung für Kinzig, ebenso wenig Hans Krahe (in: Unsere Ältesten Flussnamen, Wiesbaden 1964) und Walther Keinath (in: Orts- und Flurnamen in Württemberg, Stuttgart 1951). Otto Springer schließt aus der indogermanischen Wortsippe für Kinzig auf ein keltisches „kent“, das verschiedene Arten rascher Bewegungen bedeutet haben mag. Wilhelm Obermüller (Deutsch-Keltisches Wörterbuch) sieht eine Ableitung von coed oder gwidd, gwindoiche = Waldbach. Hans Bahlow deutet den Namen Kinzig aus dem keltoligurischen Centica (Cinti), das einfach Wasser bedeute und eine Variante zu cant, cent = Sumpf-, Schilf-, Schmutz-, Moderwasser - Begriffe, die Bahlow für eine große Anzahl von Flussnamen benützt. Bei all den Deutungen kommen wir auf Adolf Bach und Bruno Boesch zurück, welche die Ableitungen für umstritten halten. Bei den Auslegungen wäre noch die Frage zu berücksichtigen: Wie weit besiedelten die Kelten bzw. Vorkelten das Kinziggebiet und welche Siedler gaben dem Fluss seinen Namen. Dies lässt sich aber für die vorgeschichtliche Zeit kaum beantworten. Eine schluchtartige Kinzig finden wir nur im Oberlauf. Ein völlig anderer Flusslauf mit einst vielen Windungen treffen wir in Richtung oberrheinische Tiefebene an. Die Kinzig mündete noch gegen Ende der letzten Eiszeit erst im Hockenheimer Gebiet in den Rhein, nachdem sie zuvor die Murg aufgenommen hatte.

Literatur: Bach, Adolf, Deutsche Namenkunde, Bd. II/2, Heidelberg 1981; Bahlow, Hans, Deutschlands geographische Namenwelt, Frankfurt 1985, S. 263; Boesch, Bruno, Kleine Schriften zur Namenforschung, Heidelberg 1981; Buck, M. R., Oberdeutsches Flurnamenbuch, Stuttgart 1880, S. 130; Keinath, Walther, Orts- und Flurnamen in Württemberg, Stuttgart 1951; Krahe, Hans, Unsere ältesten Flussnamen, Wiesbaden 1964; Obermüller, Wilhelm, Deutsch – Keltisches Wörterbuch, 1872, Reprint-Druck Vaduz 1993, Bd. II, S. 178f; Springer, Otto, Die Flussnamen Württembergs und Badens, Stuttgart 1930, S. 53, 60; Traub, Ludwig, Württembergische Flußnamen aus vorgeschichtlicher Zeit in ihrer Bedeutung für die einheimische Frühgeschichte, in: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte, XXXIV. Jahrgang, 1928, Stuttgart 1929, S. 16