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Gedanken zur Waldnutzung
von Markus Weidenbach
 

 


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Gedanken zur Waldnutzung  

Flusskilometer:  0.0 [Lageplan]
Geschichte beginnt im Jahr: 0 [Was damals in der Welt geschah]
Verfasser der Geschichte bzw. der Abbildungen: Markus Weidenbach
Für den virtuellen Flößerpfad bearbeitet durch: M. Weidenbach (floesserpfad@freenet.de)
 
Die unterschiedlichen Wälder, wie wir sie heute auf knapp einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik vorfinden, sind das Produkt der privaten und staatlichen Forstwirtschaft, etwa der letzten 130 Jahre.
Wo heute wieder Wald steht, waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts weite Landstriche waldfrei, devastiert durch
- Waldweide
- Brandhackbau
- Holzfrevel
- Flößerei
- Köhlerei und
- Pottaschegewinnung sowie vielerorts durch
- zu hohe Wildbestände.

Die europäische Bevölkerung war über Jahrhunderte zur Befriedigung ihrer existentiellen Bedürfnisse auf die Nutzung des Waldes angewiesen. Die Walddevastation der damaligen Zeit ist mit der Zerstörung der Tropenwälder durch Brandhackbau (shifting cultivation), der in vielen Entwicklungsländern betrieben wird, durchaus vergleichbar.
Erst das Aufkommen einer geregelten Forstwirtschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem zentralen Begriff der Nachhaltigkeit führte zu großflächigen Aufforstungen der zerstörten, z.T. stark erodierten, Standorte. Um der drohenden Holznot mit all ihren gesellschaftlichen Folgen zu entgehen, pflanzte man einfach zu verjüngende, wenig anfällige und rasch wachsende Nadelbäume, v.a. Fichten und Kiefern.

Im Vordergrund stand damals die Nachhaltigkeit der Holznutzung. Die Aufforstungen waren mit den Mitteln und dem Wissen der damaligen Zeit eine hervorragende Kulturleistung. Dies wird heute oft übersehen, wenn über den Unverstand früherer Forstgenerationen geurteilt wird, die sich mit der Begründung ökologisch geringwertiger Nadelholzreinbestände begnügte.
Die Angst vor einer erneuten Holznot wurde durch die Autarkie- Bestrebungen während der beiden Weltkriege und nach den Reparationshieben der Siegermächte, die nach dem zweiten Weltkrieg große Waldbestände kahlgeschlagen hatten, erneut durch die Begründung von schnellwachsenden Nadelholzbeständen gebannt.

Die Bedürfnisse der deutschen Gesellschaft haben sich aber nach dem zweiten Weltkrieg völlig verändert. Im Vordergrund stand nicht mehr die reine Rohstoffunktion des Waldes.
Man erkannte seine zunehmende Bedeutung
- als Biotop für bedrohte Tier und Pflanzenarten,
- als Erholungsraum für stressgeplagte Menschen und
- als Schutz für Boden und Wasser.

Begleitet von vielen Diskussionen wurden diese Erkenntnis allerdings erst Mitte der achtziger Jahre mit landesweiter Bedeutung in praktische waldbauliche Maßnahmen umgesetzt. Die naturnahe und naturgemäße Waldwirtschaft ist heute eine anerkannte dauerwaldartige Bewirtschaftungsform, die ich durch die Verwendung von vielfältigen, standortsgerechten Baumarten und die einzelstammweise Nutzung der Bäume (Verzicht auf Kahlschlag) auszeichnet.
Als sogenannter Plenter- oder Femelschlag wird diese ökologisch angepasste Bewirtschaftungsform seit Generationen in vielen Bauernwälder Süddeutschlands und der Schweiz betrieben. Um zu diesen naturnahen Waldformen zu gelangen ist ein langfristiger Umbau von Nadelholzreinbeständen notwendig.

Eine Maßnahme, die zu verbesserten ökologischen Verhältnissen führt, ist die starke Durchforstung von zu dicht gepflanzten Nadelholzbeständen. Eine verbesserte Bodenumsetzung durch Lichteinfall, die horizontale und vertikale Strukturierung der Bestände und die Sicherung des oft nur spärlich vorhandenen Laubholzes sind nur einige positive Effekte einer Durchforstung.

Allerdings führen der starke Importdruck von Billig-Zellstoff aus Übersee und Skandinavien, sowie die fehlende Belebung der Nachfrage nach Schwachholz - u.a. auch durch ein Überangebot an Altpapier - zu Absatzproblemen von schwachen Sortimenten aus der Durchforstung. Die Holzererlöse sind zudem durch wiederkehrende Kalamitäten wie die beiden großen Sturmereignisse Wibke und Lothar seit Jahren stark rückläufig. Die Finanzierung von Durchforstungsmaßnahmen zur Erziehung ökologisch stabiler Mischbeständen ist daher nur noch über staatliche Subventionen möglich.

Fazit:
Es wäre ein großer Fehler in der heutigen Zeit knapp werdender Rohstoffe und zunehmender Umweltverschmutzung auf die Produktion und Nutzung von heimischem, ständig nachwachsendem Holz zu verzichten.
Welches andere Produkt unserer Industriegesellschaft
- produziert bei seiner Herstellung Sauerstoff als kostenloses Nebenprodukt,
- bindet Kohlenstoff aus unserer verschmutzten Atmosphäre und ist zudem
- Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen?

Naturschützer, die über alle ökologisch wertvolleren Waldbestände eine Käseglocke stülpen wollen, übersehen dabei oft, daß diese Wälder das Ergebnis einer vorbildlichen, naturnahen, menschlichen Bewirtschaftung sind.
Nicht die Tabuisierung alter Waldbestände, sondern die in Bezug auf die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion gleichermaßen gerichtete nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung unserer Wälder bleibt auch in Zukunft eine kulturelle Herausforderung an unsere Gesellschaft.

Klicken Sie auf den Multimedia Link, um eine animierte und photorealistische Darstellung verschiedener gebräuchlicher Waldbausysteme zu sehen. Die Datei ist ca. 1MB groß und der Download kann einige Sekunden in Anspruch nehmen (Quelle: "http://www.landConsult.de/markus/flashdemo/forests/forests.html"). Die Dauer der animierten Präsentation beträgt ca. 2 Minuten.

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