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Geschichte der Mittleren Muehle von 1564 bis 1907
von Helmut Köhrer, Werner Joppek (Erläuterungen)
 

 


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Geschichte der Mittleren Muehle von 1564 bis 1907  

Flusskilometer:  88.0 [Lageplan]
Geschichte beginnt im Jahr: 1564 [Was damals in der Welt geschah]
Verfasser der Geschichte bzw. der Abbildungen: Helmut Köhrer, Werner Joppek (Erläuterungen)
Für den virtuellen Flößerpfad bearbeitet durch: M. Weidenbach (floesserpfad@freenet.de)
 
Quelle: Köhrer (1907): Chronik der Bauernhöfe in Ehlenbogen

"Die Mittlere Mühle ist eine der ältesten Mühlen im Ehlenboger Tal. Sie bestand schon vor 1564.
Es befanden sich zu jener Zeit drei Mahlmühlen im Tal. Die heutige Mühle stand am weitesten oben im Tal und war damals die Obere Mühle. 1687 ging die Gebhartsmühle, damals Mittlere Mühle, wegen Baufälligkeit ein. Die Mittlere Mühle und der größte Teil der dazu gehörigen Grundstücke, Felder, Wiesen und Wälder, gehörten früher, bis zum Jahre 1695 zum Schwenkenhof (er steht gegenüber der Straße am Hang). Aus Lagerbücher geht hervor, dass beide Grundstücke diesen beiden Höfen gehörte. Nach dem Protokoll verkaufte der Pfleger des Schwenkenhofes Jakob Finkbohner am 17. Juni 1695 die Mühle an Matthias Lutz, dazu ein Stück Wiese, ein Feld zu einem Krautgarten, ein Stück Feld an der Gasse, die auf den Vogelsberg (24-Höfe) geht, um 400 Gulden.

Nach dem Lagerbuch ist die Mahl-, Säg- und Bleymühle (Bley- oder Bleumühle = Klopfen oder schlagen von Flachs und Hanf) im Jahre 1564 verbrannt. 1568 ist sie wieder hergestellt. Als nach dem 30-jährigen Krieg die Gebhartsmühle still stand, richteten die Gemeinden Ehlenbogen, Loßburg und Schömberg an die Herzogliche Regierung ein Gesuch, um Errichtung einer dritten Mühle. In der Eingabe heißt es: "...Weil von jeher im Ehlenboger Tal drei gute gangbare Mühlen standen und jetzt nur zwei schlechtgängige, sind die Bauern gezwungen, ihre Früchte anders wohin, mit großen Kosten zum Mahlen zu führen...".
Daraus geht hervor, dass seit 1564 drei Mühlen im Tal im Betrieb waren. Die Regierung fand eine dritte Mühle für notwendig, danach ging die Mühlengerechtigkeit an den Oberdeisenhof über, wo eine neue dritte Mühle errichtet wurde.

Sicher haben die Bauern im 30-jährigen Krieg und in den Jahren danach schwer unter den Schäden gelitten und sich nur langsam oder gar nicht davon erholt. Dabei sind die Mühlenbesitzer besonders stark betroffen worden. Der Niedergang der Gebhartsmühle und der Stollenmühle ist auf Kriegseinwirkung zurück zu führen. Vermutlich war auch deshalb Jakob Stoll vom Schwenkenhof gezwungen, seine Mühle zu verkaufen.

Es ist noch zu bedenken, dass das Mahlen des Getreides nicht mit Bargeld bezahlt wurde, sondern mit Getreide oder Mehl, da die Geldmittel fehlten.
Unter den 16 Bauern, die in der Zeit von 1682 bis 1734 Geld aufnehmen mussten, war auch der Müller Matthias Lutz, der 1714 von einem Jakob Hetzel in Büchenberg 100 Gulden aufnehmen und die Mühlwiese verpfänden musste. 1717 nahm er weitere 100 Gulden bei der Klosterverwaltung Alpirsbach auf. Er benötigte das Geld für seine Mühle.

1750 wurde neben der Mühle auch eine Bleymühle (Bleymühle = Klopfen oder schlagen von Flachs und Hanf) neu erbaut. Zur Zeit der Franzosen-Einfälle 1792 - 1800 wurde das Ehlenboger Tal und seine Höfe schwer heimgesucht. Unter den Geschädigten war auch der Besitzer der Mittleren Mühle, Matthias Kirgiß (1803 - 1824), Schwiegersohn vom Müller Georg Günkinger. Seine beiden Pferde, die für den Mühlenbetrieb unentbehrlich waren, wurden ihm weggenommen. 1809 erhielt er 66 Gulden als Entschädigung.
Das Mühlenanwesen bestand aus einer Mühlenbehausung, einem Gerbgang (Gerbgang = Enthülsen des Dinkelkorns)und zwei Mahlgängen. 1824 bis 1861 ist neben einer zweistöckigen Behausung mit Scheuer, Stallung und einer Mahlmühle auch eine Hanfreibe und Ölmühle vorhanden. Matthias Kirgiß verstarb 1825.

Zum 08. Mai 1829 wurde Johannes Weidenbach, von Baiersbronn, samt seinem Eheweib und zwei Kindern als Bürger aufgenommen. Die Gebühr: Mann = 9 Gulden, Eheweib = 4 Gulden, zwei Kinder = 4 Gulden.
J. Weidenbach erwirbt im gleichen Jahr durch Kauf die Mittlere Mühle. Der genaue Zeitpunkt, wann die Mittlere Mühle die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft erhielt, kann nicht angegeben werden.
Am 18. August 1836 ersucht Johannes Weidenbach um Erweiterung seiner Wirtschaft nach. Der Gemeinderat lehnt das Gesuch ab, da kein Bedürfnis vorliegt.

Heute (1907) ist die Mittlere Mühle ein weitbekanntes, sehr gut geführtes Gasthaus, das als Ausflugsziel sehr viel und gerne besucht wird. Bei der idyllischen Lage und den günstigen Bedingungen zur Erholung hat sich die Mittlere Mühle zu einem bedeutenden Kurhaus entwickelt, das von Jahr zu Jahr immer mehr Erholungssuchende anlockt."

Anmerkung der Redaktion: Die beigefügten Photos wurden vermutlich Anfang des letzten Jahrhunderts aufgenommen. Das erste Photo stammt von einer Ansichtskarte, die einen Poststempel aus dem Jahr 1913 trägt. Das zweite Photo zeigt eine junge Frau, die auf der alten Brücke steht, die über die Kinzig zum Gasthaus Bären führte. Im Hintergrund ist die "Mühle" zu sehen, rechts davon der alte Wagen- und Holzschuppen.