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Begleitbroschüre zum Informationspfad (derzeit leider noch ohne Abbildungen)
Um den genauen Standort der folgenden thematischen Wegpunkte auf der Karte darzustellen, klicken Sie bitte hier.
1. Sommer- und Winterlinden [Lesen]
9. Naturverjüngung im Bu-Altbestand [Lesen]
10. Mausbachwiese als Naturdenkmal [Lesen]
13. Schwemmfächer bei Heidelberg [Lesen]
17. Fließgewässer als Lebensraum [Lesen]
21a. Sturmschäden und -folgen [Lesen]
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DIE LINDE -
KEIN ANDERER BAUM HAT
DEM MENSCHEN JE NÄHER GESTANDEN
Vor sich sehen Sie eine Winterlinde, rechts daneben stehen zwei
Sommerlinden. Auf dem Foto, das Mitte Juni aufgenommen wurde,
sind schon die Blüten an der Sommerlinde zu erkennen, während
die Winterlinde erst 10-14 Tage später blüht.
Der Name Linde kommt von dem nordgermanischen "linda" = Binde,
was auf die frühere Verwendung des Lindenbastes zu Bindearbei
ten hindeutet.
In der Eichenmischwald-Zeit (etwa 5500 bis 2500 v. Chr.) herrschten Laub
mischwälder aus Eiche, Linde, Ulme und Esche vor. Bedingt durch den
Wechsel zu einem kühleren und feuchteren Klima verdrängte die Buche
nach und nach diese Baumarten. Die Linde ist örtlich sogar vollständig aus
dem Wald verschwunden.
Die bei uns heimischen Arten sind die Winterlinde (Tilia cordata) und die
Sommerlinde (Tilia platyphyllos). Das durchschnittliche Alter beider Linde
narten wird mit etwa 1000 Jahren angegeben. Daß die Linde auch im ho
hen Alter noch so üppig grünen und blühen kann , verdankt sie der Un
verwüstlichkeit ihres Stammes (schlafende Augen), darum wird sie auch oft
zum Aufbau stufiger Schutzwaldbestockung (Bodenbefestigung) und auf
Steinschutthalden verwendet.
Während die Linde in der Forstwirtschaft ansonsten keine tiefgreifende Be
deutung besitzt - wertvoll ist das Holz nur für Drechsler, Orgelbauer, Bild
hauer und Holzschnitzer, hat keine andere Baumart dem Menschen je näher
gestanden als sie. Allein 850 Städte und Ortschaften in Deutschland ver
danken ihr ihren Namen.
Für die Römer und Griechen diente der Lindenbast zum Kranzbinden und
die Blätter als Arzneimittel, so wie wir auch heute noch Lindenblütentee
bei Erkältungen und Grippe verwenden.
Für die Germanen war die Linde heilig und besaß Weissagungs- und Heil
kraft. Da sie im Volksglauben der germanischen und slawischen Völker
unter allen Bäumen einen Ehrenplatz einnahm, besaß jedes Dorf als Mittel
punkt eine Linde. Hier war Treffpunkt für Jung und Alt, Ort für Versamm
lungen, Trauungen, Geburten und Feste jeder Art. Ferner dienten sie als
Gerichtsbäume, unter denen das Recht gesprochen wurde. So ist es nicht
verwunderlich, daß man heute noch in Deutschland so viele Linden als
Einzelbäume, sog. Solitäre, an Brunnen, Burgen und Dorfpätzen findet. Selbst
dann, wenn ein Krieg zu Ende war, pflanzte man einzelne Linden als sog.
"Sieges- oder Friedensbäume".
Die Linde war der Baum der deutschen Romantik und zahlreiche Dichter
brachten sie in Verbindung mit der Liebe, was wohl nicht zuletzt von ihren
herzförmigen Blättern abhängt.
Selbst in Sagen wird der Baum erwähnt, so z.B. im Nibelungenlied, als
Siegfried im Drachenblut badete, um unverwundbar zu werden, und ein
Lindenblatt auf seinen Rücken fiel. Die einzige Stelle, an der er verletzlich
war, und durch die er unter einem Lindenbaum durch einen Speerstich von
Hagen ermordet wurde.
Doch nicht nur Siegfried kam durch sie zu Tode, die Baumart Linde wird
heute in einem Atemzug mit dem "Hummelsterben" genannt. Als Stadt-, Al
lee- und Parkbäume wurden die robust und widerstandsfähigen Silber- und
Krimlinden gepflanzt; ihr Nektar enthält Magnose, ein Stoff, der von den
Hummeln und Bienen aufgrund fehlender Enzyme nicht umgewandelt wer
den kann, deren Duft sie aber unwiderstehlich anlockt, betäubt und
schließlich sterben läßt.
Kein anderer Baum steht so im Zusammenhang mit Leben und Tod, Glück
und Unglück.
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WIE DER WALD OHNE DEN MENSCHEN EINMAL WAR UND
WIE ER SICH OHNE IHN WEITERENTWICKELN WÜRDE
Die Regionalgesellschaft "atlantisch-submontaner bis -montaner Buchen-
Traubeneichen-Wald" bezieht sich auf den natürlichen Wald von einst,
d.h. auf die urprüngliche Waldbestockung ohne nennenswerte Veränderun
gen durch den Menschen bei ähnlichen Klimaverhältnissen wie heute.
Das natürliche Baumartenverhältnis ist aber seit Jahrhunderten auf großer
Fläche durch menschliche Rodung- und Siedlungstätigkeit gestört und ge
ändert worden. Man kann deshalb eine natürliche Regionalgesellschaft nicht
mehr überall durch unmittelbare Beobachtung erkennen und abgrenzen,
sondern muß sie i.d.R. durch ein Zusammenwirken von pollenananlytischen,
historischen und pflanzensoziologischen Untersuchungen ermitteln.
Würde man den menschlichen Einfluß auf den Wald heute plötzlich stoppen
und überließe den Wald sich selbst, dann würde er sich dort, wo das ™ko
system weniger gestört wurde, wieder zu dem natürlichen Wald von einst
entwickeln. Um diesen Vorgang näher zu beschreiben, hat man den Begriff
der "potentiellen-natürlichen Vegetation" geprägt. Das ist die Vegetation,
die sich schlagartig einstellen würde, wenn der menschliche Einfluß auf
hörte.
Auch die potentielle natürliche Vegetation steht im Gleichgewicht mit ih
rem Standort, wozu nicht nur die von Natur aus vorhandenen Geländefak
toren gehören, sondern auch solche nicht mehr rückgängig zu machenden
Eigenschaften, die auf menschliche Einflüsse zurückgehen. Jeder Standort
hat also eine ganz bestimmte potentielle natürliche Vegetation, die sich im
gleichen Augenblick ändert, indem sich - von Natur aus oder in Folge
menschlicher Eingriffe - der Standort ändert.
Nach dieser Definition muß die potentielle natürliche Vegetation nicht
zwangsläufig mit der natürlichen Regionalgesellschaft, d.h. mit dem natürli
chen Wald, der einst die Landschaft um Heidelberg prägte, übereinstimmen.
Es kann davon ausgegangen werden, daß heute einige Baumarten aufgrund
ihrer Wuchs- und Reproduktionsdynamik und wegen der anhaltenden Bo
denversauerung durch Schadstoffeinträge steigende Anteile an der poten
tiellen natürlichen Vegetation einnehmen würden. Hierzu gehören Fichte,
Douglasie, Robinie, Edelkastanie und die spätblühende Traubenkirsche. Es
ist hier die Aufgabe der Forstwirtschaft im Interesse einer naturnahen
Waldbewirtschaftung, diese Entwicklungen zu kontrollieren und erforderli
chenfalls lenkend einzugreifen.
Als weiteres Beispiel für die Auswirkungen einer großen irreversiblen Ver
änderung des Standortes seien die veränderten Überflutungs- und Grund
wasserverhältnisse im Oberrheintal als Folge des Rheinausbaus in den letz
ten 150 Jahren genannt: gegenüber dem natürlichen Rheinauewald von einst
mit seiner typischen Auevegetation, ist heute ein nenneswerter Anteil des
Bergahorns - ein Baum der Schlucht- und Mittelgebirgswälder und eine
deutliche Zunahme der Esche festzustellen, die früher natürlicherweise nur
im Bereich der Hartholzaue gedeihen konnte.
Das Bodenprofil muß noch angelegt und genau beschrieben werden. Als
Anhalt sei die Profilbeschreibung Nr. 8 in Abt. 78 Felsenbergweg wiederge
geben, das einen ähnlichen Standort beschreibt.
Kopie S. 177, S. 178.
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EIN ORKAN NAMENS "WIBKE" UND SEINE FOLGEN
FÜR DIE FORSTWIRTSCHAFT
Richten Sie Ihren Blick auf dem Gegenhang südlich des Neckars.
Dort am Wolfsbrunnenhang können Sie eine größere Verjüngungs~
fläche erkennen, die sich von den angrenzenden Beständen deut
lich abhebt. Wie ist diese ehemalige Kahlfläche entstanden und
was wächst heute darauf?
"Am Aschermittwoch war alles vorbei", hört man den zuständigen Revier
leiter ironisch sagen, wenn man ihn auf die stürmischen Ereignisse vom 27.
auf den 28. Februar 1990 anspricht. In jener Nacht fegte der Orkan Wiebke
mit Windgeschwindigkeiten von über 130km über den Heidelberger Stadt
wald und hinterließ ein Bild der Verwüstung: der Sturm entwurzelte ganze
Waldbestände. Ausgewachsene Bäume wurden in Windrichtung wie Streich
hölzer zu Boden gedrückt. Solchen, die widerstehen konnten, brachen die
Sturmböen die Baumkrone ab. Sogar starke alte Eichen, die wegen ihrer
tiefwachsenden Pfahlwurzel als besonders sturmsicher gelten, waren der
Heftigkeit des Orkans nicht gewachsen.
In dieser Nacht wurde auch der Wald, den Sie am Gegenhang sehen -viel
mehr: nicht mehr sehen- von Wiebke niedergewalzt. Der Sturm zerstörte
dort 4,8 ha eines ca. 70jährigen Mischbestandes aus Edelkastanie, Buche und
Bergahorn, Teile eines gleichaltrigen Fichten-Buchen-Waldes und 1,2 ha ei
nes 45jährigen Fichten-Mischbestandes.
Es waren also unterschiedliche Baumarten mit unterschiedlichem Alter vom
Sturm betroffen. Die Edelkastanie und die Buche gelten aufgrund ihrer
Wurzelausbildung (Herzwurzel) als sturmfest. Die Fichte dagegen hat eine
vorherrschend horizontal wachsende Wurzel, von der kleine Senkerwurzeln
senkrecht in den Boden gehen. Dieses sog. Tellerwurzelsystem verleit dem
Baum weniger Standfestigkeit gegenüber Sturmböen. Besonders labil sind
Fichten auf Standorten mit Staunässe. Durch die anstehende Nässe (O2-Man
gel) werden die Senkerwurzeln an einem tieferen Eindringen in den Boden
gehindert. Bei tiefgründigen, gut durchlüfteten Böden zeigt die Fichte eine
befriedigende Stabilität.
Von der Tatsache, daß auch sturmfeste Baumarten betroffen waren, kann
man auf die außerordentliche Gewalt des Orkans schließen und Wiebke
durchaus als Jahrhundertereignis bezeichnen.
Am Gegenhang entstand innerhalb weniger Stunden insgesamt eine Kahl
fläche von 6 ha. Dabei wurden 3.856 cbm geworfen; eine Menge, die der
Ladung von rund 150 LKWs entspricht. Vier Wochen benötigte man um die
Fläche, die aussah als hätte der Orkan auf ihr Mikado gespielt, aufzuarbei
ten. Das bedeutete konkret, daß die Waldarbeiter unter lebensgefährlichen
Bedingungen die kreuz und quer liegenden und zum Teil unter Spannung
stehenden, tonnenschweren Bäume in transportfähige Stammteile zersägen
mußten. Anschließend wurde ein speziell für die Holzbringung am Hang
entwickelter Seilkran aufgebaut. ßhnlich wie ein Schlepplift die Skifahrer,
transportierte dieser die Holzstämme nach oben auf den Waldweg.
Unter diesen besonders schwierigen Voraussetzungen schnellten die Holz
erntekosten in die Höhe, sie betrugen auf dieser Fläche rund 80,--DM pro cbm
aufgearbeitetes Nadelholz und rund 70,-- DM pro cbm Laubholz.
Parallel zu dieser Kostenentwicklung zeichnete sich ein drastischer Preis
verfall auf dem Holzmarkt ab - denn die Sturmkatastrophe hatte nicht nur
6 ha am Gegenhang zerstört: im gesamten Heidelberger Wald entstanden
Kahlflächen von fast 240 ha; dabei wurden 215.000 cbm Holz vom Sturm
geworfen. Das entspricht ungefähr der siebenfachen Menge des planmäßi
gen Jahreseinschlags!
Im gesamten Bundesgebiet (alte Länder) wurden über 72 Mio cbm Holz vom
Sturm geworfen, mehr als das Doppelte des jährlichen Einschlags!
Das plötzlich entstandene Angebot an Stammholz führte zu einem Zusam
menbruch des Holzmarktes. Der Durchschnittspreis für 1 cbm Fichte/Tanne-
Stammholz sank von 167,-- DM im Februar 1990 kurz vor dem Sturm auf
93,-- DM im April 1991 um fast die Hälfte (Verkäufe aus dem Staatswald
Baden-Württemberg).
Um diesem Preisverfall entgegenzutreten wurde das Stammholzangebot
durch die Einlagerung des Holzes auf Naßlagerplätze künstlich verringert.
Rund 20.000 cbm Holz aus dem Stadtwald wurden auf dem Naßlagerplatz
im Neuenheimer Feld zwischengelagert. Durch die künstliche Beregnung ist
eine Konservierung ohne Lagerschäden von 5 Jahren möglich.
Um den volkswirtschaftlichen Schaden gering zu halten, verzichtete die
Landesforstverwaltung im Sturmjahr auf den Verkauf von 500.000 cbm Holz
im Wert von 60 Mio. DM zugunsten der Privat- und Kommunalwaldbesitzer.
Der Einschlagstopp für Nadelholz, der per Gesetz für alle Waldbesitzer nach
dem Sturm verbindlich war, wurde im Forstwirtschaftsjahr 1992 für den
Staatswald zur Entlastung des Marktes verlängert. Die finanziellen Beihilfen
der Landesregierung für den nichtstaatlichen Waldbesitz (vor allem für
Wiederaufforstung und Lagerkosten) belaufen sich auf rund 170 Mio. DM.
Doch zurück zu der Sturmfläche am Wolfsbrunnenhang südlich des Neckars:
nachdem die Fläche geräumt war, wurde sie 1991 wieder bepflanzt. Auf
1,6 ha konnte die natürliche Verjüngung von Edelkastanie und Bergahorn
übernommen werden, die aus dem Vorbestand hervorgegangen war.
0,2ha war an Fichte/Douglasien-Naturverjüngung vorhanden. Auf der Rest
fläche wurden auf 3,1 ha Traubeneichen mit Winterlinde, auf 0,1 ha Kirsch
bäume, auf 0,3 ha Buchen und auf 0,7 ha Douglasien gepflanzt.
Aus diesen Baumarten werden sich sturmfeste Mischbestände entwickeln.
Die waldbaulichen Anforderungen für die Begründung stabiler Wälder kön
nen erfüllt werden. Die Frage bleibt, ob eine prognostizierte Klimaverände
rung (Treibhauseffekt) die Zunahme von Orkanen zur Folge hat, die den
Wald auf Dauer gefährden. Bleiben Stürme wie Wiebke ein Jahrhunderte
reignis oder gehören sie bald zum alltäglichen Wetter?
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DIE WALDBAULICHE BEHANDLUNG EINES ALTBESTANDES UND
WIE DER FORSTMANN DIE NATÜRLICHE VERJÜNGUNG
DES WALDES STEUERN KANN
Unter einem lichten Schirm von alten Buchenkronen wachsen klei
ne Buchen ihren Konkurrenten davon weil sie in Ihrer Jugend mehr
Schatten ertragen können als andere Baumarten. Das waldbauliche
Vorgehen durch das der Forstmann diese günstigen Bedingungen
schafft nennt man Schirmschlag.
Sie stehen inmitten eines rund 125jährigen Buchenaltholz. Der ganze Be
stand ist 4,2 ha groß. Die gesamte Fläche wurde zuletzt 1992 durchforstet,
und dabei ungefähr 250 cbm Holz eingeschlagen.
Bei der naturnahen Waldbewirtschaftung nutzt man das natürliche Verjün
gungspotential eines Bestandes. Dazu werden die Altbuchen durch Freistel
lung für eine ausreichende Buchenmast vorbereitet. Durch die Auflockerung
des Kronendachs wird der Lichteinfall auf den Boden gesteuert und die Be
dingungen für das Auflaufen, d.h. Keimen der Samen geschaffen.
Die Verjüngung des Bestandes findet also nicht auf der Freifläche statt, son
dern unter einem lichten" Schirm" der Buchenkronen. Diese Schirmstellung
wird durch den sog. Schirm- oder Femelschlag in einem Altholz erreicht.
Schatt- und Halbschattbaumarten können ihren ökologischen Ansprüchen
gemäß unter Schirmschutz natürlich ankommen und sich dort solange ent
wickeln, bis sie den Unbilden des Freistands -Temperaturextreme, konkur
rierende Bodenvegetation. gewachsen sind. Durch stärkere Eingriffe kann
man die Lichtverhältnisse so variieren, daß auch Lichtbaumarten in kleinen
Gruppen in den Grundbestand aus schattenertragenden Arten eingebracht
werden können.
Mit diesen einfachen Mitteln zur Steuerung der Naturverjüngung kann unter
günstigen Bedingungen der gesamte Bestand natürlich verjüngt werden. Das
Verfahren bietet sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Wirt
schaftlichkeit und Naturverträglichkeit werden dabei gleichermaßen er
reicht.
In der Senke, die Sie vor sich sehen, hat sich bereits auf kleiner Fläche die
natürliche Verjüngung von Buche und Bergahorn eingestellt. Unterhalb des
Weges, dort wo es etwas feuchter ist, dominiert der Bergahorn. ßltere Bu
chen sind in dieser feuchten Rinne immer wieder durch Sturm ausgefallen.
Die Buche hat nicht gerne "nasse Füße", weil ihre Wurzelausbreitung durch
das Bodenwasser gehemmt wird. Konkurrenzkräftiger ist an solchen feuch
ten Kleinstandorten der Bergahorn.
Dort, wo die Buchen ausgefallen sind, haben junge Bergahornkeimlinge
schon in Wartestellung gelauert. Als nach dem Wegfall der Buche schließ
lich genügend Licht auf den Waldboden traf, konnten sie sich zu kleinen
Bäumchen entwickeln. Im Laufe mehrerer Baumgenerationen entwickelt sich
so schrittweise ein an den Standort angepaßtes natürliches Baumarten
verhältnis.
Oberhalb des Weges, wo es etwas trockener ist, hat sich die Buche ange
samt. Auch dies war erst möglich, nachdem der Bestand soweit bei einer
Durchforstung gelichtet wurde, daß genügend Licht auf den Waldboden ge
fallen war.
In solchen Entwicklungsstufen hat der Forstmann weiter dafür Sorge zu tra
gen, daß die steigenden Lichtbedürfnisse der Naturverjüngung durch die
Entnahme weiterer Altbuchen erfüllt werden.
Bei der Auswahl der Bäume achtet der Förster darauf, daß vor allem kran
ke und qualitativ schlechte Buchen eingeschlagen werden. Dadurch fördert
er die gesunden und wertvollen Bäume, deren Baumkronen dann in die
entstandenen Lücken im Kronendach wachsen können. Die Ausdehnung der
Kronen bedeutet eine Vergrößerung der Blattfläche (Assimilationsfläche),
was sich durch einen vermehrten Holzuwachs bemerkbar macht.
Diesen Effekt nennt man Lichtungszuwachs. Voraussetzung hierfür ist, daß
die Baumkronen auch im hohen Alter noch in der Lage sind, sich auszu
dehnen. Diese Fähigkeit der Regeneration ist bei der Buche besonders aus
geprägt. Den Lichtungszuwachs kann man bis zur Hiebsreife der Bäume
ausnutzen.
Wann ein Baum hiebsreif ist, bestimmt in der Regel sein Durchmesser. Hat
dieser eine gewünschte Stärke erreicht, kann der Baum eingeschlagen wer
den. Man versucht damit einen optimalen Preis am Holzmarkt zu erzielen.
Neben der Stärke und der Qualität des Holzes sind die Käuferwünsche
preisbestimmend, was sich indirekt damit auch auf den Einschlagszeitpunkt
auswirkt:
In höherem Alter (ungefähr ab 120 Jahren) und ab einem gewissen Stamm
durchmesser neigen die Buchen dazu, einen Rotkern auszubilden. Dabei tritt
Luft über Trockenäste in das Kernholz des stehenden Baumes und es kommt
zur Thyllenbildung (Verschließung der Gefäße) und zu einer oxydativen
Verfärbung der Leitgefäße. Die Rotfärbung des Kernholzes, der sog. Rotkern,
wirkt sich nicht auf die Festigkeit des Holzes aus. Nur die Verwendung des
Holzes für Eisenbahnschwellen ist wegen der durch die Thyllenbildung
eingeschränkte Imprägnierbarkeit ausgeschlossen. Für die übrigen Verwen
dungsbereiche (z.B. Möbelbau) ist er lediglich ein Schönheitsfehler.
Der Absatz von rotkernigem Buchenholz ist wegen der modisch orientierten
Kundenwünsche zur Zeit sehr schlecht. Buchen mit Rotkern werden daher
schlechter bezahlt als weiße Buchen. Diese Erlösminderung versucht der
Waldbesitzer durch den frühzeitigen Einschlag der Buchen zu vermeiden.
Mit diesen einfachen Mitteln zur Steuerung der Naturverjüngung kann unter
günstigen Bedingungen der gesamte Bestand natürlich verjüngt werden.
Sie stehen inmitten eines rund 125jährigen Buchenaltholz. Der ganze Be
stand ist 4,2 ha groß. Die gesamte Fläche wurde 1992 durchforstet, und da
bei ungefähr 250 cbm Holz eingeschlagen.
Die geradschaftigen Stämme der eingeschlagenen Buchen wurden als
Stammholz (durchschnittliche Stückmasse . . cbm) verkauft. Die krumm
schaftigen und stark astigen Baumteile fanden als Industrieholz für die
Spanplatten- und Zellstoffproduktion ihren Absatz. Das Holz, das nicht ver
kauft werden konnte (faule oder gesplitterte Stammteile, ßste und Reisig)
wurde an sog. Selbstwerber als Brennholz abgegeben.
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WIE DER FORSTMANN HERAUSFINDET WO SICH WELCHE
BAUMART AM WOHLSTEN FÜHLT
Bei der Neubegründung eines Waldes steht am Anfang die Frage
nach geeigneten Baumarten. Die oberste waldbauliche Regel be
sagt, daß die Baumartenwahl stets auf die ökologischen Eigenarten
des Standortes abgestimmt sein muß.
Standortsgerecht sind Baumarten, deren Ansprüche an Klima und
Boden der natürlichen Ausstattung des Standortes entsprechen,
dort leistungsfähige Bestände mit geringem Produktionsrisiko bil
den und ihrerseits den Bodenzustand erhalten oder sogar verbes
sern. Grundlage für die Festsetzung des Produktionziels, d.h. der
Baumartenauswahl, sind die Standortskarten und -berichte.
Die forstliche Standortskunde beschäftigt sich mit den durch Lage, Klima
und Boden umschriebenen Waldstandorten. Ihr Ziel ist die Beantwortung der
Frage: " Was kann man mit den Waldstandorten tun?".
Zur komplexen Erfassung des Standortes werden geographische, geologische,
petrographische, bodenkundliche, klimatologische, vegetationskundliche,
pollenanalytische und historische Fakten und Untersuchungsmethoden kom
biniert. Die Kartierung einer Waldfläche ist daher sehr aufwendig. Der
"Ziegelhäuser Wald", durch den Sie der Info-Pfad führt, wurde zusammen
mit dem Staatswald Heidelberg und dem Gemeindewald Dossenheim kar
tiert. Die Arbeiten dauerten von 1982-1984.
Vorgegangen wurde in zwei Stufen nach dem südwestdeutschen standorts
kundlichen Verfahren:
1. Durch die regional vergleichende Betrachtungsweise sollen zunächst ein
mal diejenigen standortlichen Besonderheiten erfaßt werden, durch die sich
eine Landschaft als ganzes von anderen Landschaften unterscheidet (regio
nales Klima, Landschaftsform, Gesteinscharakter einer Gegend, Auswirkun
gen der Landschaftsgeschichte).
2. Erst dann werden die zahlreich nebeneinander auftretenden örtlichen
Standortsverschiedenheiten erfaßt: örtliches Klima, örtliche Gesteinsausbil
dung, örtliche Geländeausformung, chemische und physikalische Bodenei
genschaften, Wasser- und Luftaushalt des Bodens, Humuszustand usw..
Das Ergebnis des ersten Arbeitsschrittes ist zum einen die Zuordnung des
"Ziegelhäuser Waldes" zu der Großlandschaft "Odenwald" (Wuchsgebiet)
und genauer zum Einzelwuchsbezirk "Süd-westlicher Buntsandstein-Oden
wald". Zum anderen die Gesamtcharakterisierung des Waldökosystems durch
das natürliche, vorwiegend vom Regionalklima bestimmte Baumartenve
rhältnis, durch die sog. natürliche Regionalgesellschaft.
Die natürliche Regionalgesellschaft hier im Süd-westlichen Buntsandstein-
Odenwald ist ein "atlantisch-submontaner und -montaner Buchen-Traube
neichen-Wald"
Nach einer zunächst weiträumigen Betrachtung des Wuchsbezirkes und der
Regionalgesellschaft wollen wir nun den Standort genauer betrachten, an
dem wir stehen. Zur standörtlichen Gliederung einer Waldfläche werden
sog. Standortseinheiten gebildet.
Die Standortseinheit ist die forstökologische Grundeinheit; darin werden
Einzelstandorte zusammengefaßt, die zwar nicht völlig identisch sind, sich
aber so nahe stehen, daß sie ähnliche waldbauliche Möglichkeiten und
Gefahren aufweisen und ähnliche Leistungen der Hauptbaumarten erwarten
lassen. Eine Standortseinheit wird durch morphologische, geologisch-boden
kundliche und floristische Erkennungsmerkmale umschrieben.
Der Hang vor Ihnen gehört zur Standortseinheit "Hainsimsen-Buchen-Ei
chen-Wald auf mäßig frischem Sand-Sommerhang".
Der Begriff "Sand-Sommerhang" steht für eine Serie von Bodenformen, die
sich hier aus dem mittleren Buntsandstein entwickelt haben (podsolierte
Braunerden und Podsole). "Frisch" bedeutet, daß gegügend Grobporen im
Boden vorhanden sind, in denen bei Wassersätigung neben Wasser sich
immer noch Bodenluft halten kann. Es handelt sich also um einen mäßig
gut durchfeuchteten und durchlüfteten sandigen Boden.
Die Kenntnis über die Bodenbeschaffenheit ist deshalb für den Forstmann so
wichtig, weil der Boden als Wurzelraum von entscheidender Bedeutung für
das Wachstum und die Stabilität der Waldbäume ist.
"Hainsimsen-Buchen-Eichen-Wald" bezeichnet die natürliche Waldgesell
schaft auf den Flächen vor und hinter Ihnen. Baumarten des natürlichen
Waldes (Buchen-Eiche) und eine typische Art der Bodenvegetation (Hain
simse) treffen eine erste Aussage über den Standort.
Vervollständigt wird die Standortsbeschreibung durch die vorhandenen
ökologischen Artengruppen. Sie fassen Pflanzenarten zusammen, die sich
gegenüber bestimmten Faktoren - z.B. dem Wasserhaushalt des Bodens, der
Bodenversauerung oder der Stickstoffanreicherung - ähnlich verhalten. Für
die Standortskartierung haben sie also einen ähnlichen Zeigerwert.
Jede dieser Gruppen wird nach einer kennzeichnenden Art benannt. So sind
bspw. in der für den Standort hier typischen Deschampsia-flexuosa (Draht
schmiele)-Gruppe eine Reihe von Arten zusammengefaßt, die eine Versaue
rung des Bodens anzeigen, auf extrem versauerten Böden aber zurücktreten:
Gemeines Straußgras, Pillen-segge, Drahtschmiele, Roter Fingerhut, Harzer
Labkraut, Deutscher Ginster, Weiches Honiggras, Berg-Platterbse und Hasen
lattich.
Der Standort, an dem Sie sich befinden, wird noch durch drei weitere Ar
tengruppe beschrieben. Das sind die Weiße Hainsimsen-Gruppe, die Adler
farn-Gruppe und die Heidelbeer-Gruppe mit einer Anzahl dazugehöriger
Arten.
Nach einer Gesamtbetrachtung aller ökologisch wirksamen Faktoren können
schließlich geeignete Baumarten empfohlen werden, die auf dem Standort
ein gutes Wachstum, Vitalität und Stabilität erwarten lassen. Die ausge
wählten Baumarten müssen unter diesen Gesichtspunkten nicht immer der
natürlichen Waldgesellschaft entsprechen. Aber sie müssen den ökologischen
Standortseigenschaften angepaßt sein, denn die Verjüngung durch standorts
gerechte Baumarten ist die wichtigste Voraussetzung zur Erfüllung der
Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes.
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AMERIKANER SIND NICHT NUR IN HEIDELBERG EIN VERTRAUTES BILD
AUCH IM WALD FÜHLT SICH EINER SEIT ÜBER 100 JAHREN HEIMISCH
Die Möglichkeiten und Gefahren des Fremdländeranbaus wird hier
anhand der aus Nordamerika eingeführten Baumarten Douglasie
und Weymouthskiefer beschrieben. Ungefähr 20m vor sich können
Sie noch eine Weymouthskiefer bewundern, eine der wenigen
überlebenden Exemplare eines gescheiterten Einbürgerungsver
suches.
Doch zunächst die Geschichte einer erfolgreichen Einbürgerung eines
Fremdländers:
1828 führte der schottische Forstmeister Douglas die ersten Bäume der Gat
tung Pseudotsuga in Europa ein. Richtiger gesagt: er führte sie wieder ein,
da die Gattung im Tertiär bis vor ca. 2 Mio. Jahren noch bei uns vertreten
war. Erst im Verlauf der Eiszeit ist sie hier ausgestorben. Sie umfaßt nur 6
Arten, wovon heute vier in Ostasien vorkommen und zwei im westlichen
Nordamerika beheimatet sind.
Nach 1880 setzte eine erste Anbauwelle der Art Pseudotsuga menziesii auch
in Heidelberg ein. Diese sog. Douglasie stammt aus Nordwestamerika und
ist zur wichtigsten Fremdländerart in Mitteleuropa geworden. Erst seit 30 -
40 Jahren wird sie wieder in größerem Umfang in Deutschland angebaut,
nachdem man sich über zuverlässige Herkünfte ausreichend Sicherheit ver
schafft hat.
Heute beträgt der Anteil an der Gesamtwaldfläche im Stadtwald Heidelberg
8%. Die Douglasie wächst noch besser als die Fichte und wird genauso gut
bezahlt. Auf trockenen, warmen Standorten, die von geringwüchsiger Eiche
und Kiefer besiedelt sind, kann die Douglasie in der gleichen Zeitspanne
häufig doppelt so viel Holz produzieren wie Kiefer und Eiche. Diese attrak
tive Kombination von Eigenschaften ist für viele Waldbesitzer sehr verlok
kend. Das hat dazu geführt, daß der Anteil an Douglasie in unseren Wäl
dern sehr schnell gestiegen ist. Die Douglasie wird heute wegen der be
kannten Nachteile einer Monokultur nicht im Reinbestand gepflanzt, sondern
mit mindestens 30% Laubholz gemischt. Wegen ihrem enormen Wachstum in
der Jugend bedrängt sie die Mischbaumarten sehr stark. Helfende Eingriffe
zur Erhaltung der Laubbaumarten müssen daher ständig durchgeführt wer
den.
Die Einführung von Baumarten aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet
heraus ist immer ein risikoreiches Unterfangen. Sie dürfen deshalb keinen
zu hoch bemessenen Anteil einnehmen. Bei der Douglasie ist die Einbürge
rung erfolgreich verlaufen, da der Anbau über mehrere Jahrzehnte auf
unterschiedlichen Standorten erprobt wurde und eine bedeutsame Gefähr
dung durch biotische (Sturm, Schnee etc.) und abiotische (Pilze, Insekten)
Schadfaktoren dabei nicht erkennbar wurde. Zudem ist die größere Wuchs
leistung gegenüber vergleichbaren einheimischen Baumarten zuverlässig
nachgewiesen worden.
Ganz anders verlief der Einbürgerungsversuch der Weymouthskiefer, auch
Strobe genannt, einer fünfnadligen Kieferart aus dem Nordosten der USA.
Sie wurde schon im 18. Jahrhundert in deutschen Wäldern mit fast so ein
drucksvollen Wuchsleistungen wie die Douglasie angebaut. Dann allerdings
nahm der Anbau eine katastrophale Entwicklung.
Ein bis dahin unbeachteter Pilz, der Blasenrost, wurde der ausländischen
Kiefer zum Verhängnis: der Entwicklungszyklus des Pilzes spielt sich zum
Teil auf den Blättern von Stachel- und Johannisbeeren ab, von denen auch
wilde Arten bei uns vorkommen. Zum anderen Teil wird er auf den Nadeln
fünfnadliger Kiefern abgewickelt. Davon gibt es bei uns nur die Zirbe in
höchsten Gebirgslagen. Dort hatte sich zwischen Blasenrostpilz, Zirbe und
wilder Johannisbeere im Laufe von Jahrtausenden ein natürliches Gleichge
wicht eingestellt, größere Probleme traten nicht auf. Die amerikanische
Kiefer war jedoch nicht an diese eingespielte Wechselwirkung zwischen
Wirt und Parasit angepaßt und konnte mit dem Pilzbefall nicht fertig wer
den. Der Blasenrost setzte ihr so sehr zu, daß der Anbau in großem Stil
eingestellt wurde.
Es kam aber noch schlimmer: mit befallenen Pflanzen aus europäischen
Baumschulen gelangte der Weymouthskiefern-Blasenrost unglücklicherweise
eines Tages in die USA. Mit gleicher Vehemenz wie die nach Europa im
portierten Weymouthskiefern attackierte er diese Baumart dann auch in
ihrem Heimat. Über Jahrzehnte stellte der Blasenrost eine tödliche Bedro
hung für sie da. Durch systematische Ausrottung ist inzwischen dort jedoch
das andere Ende der Entwicklungskette fast beseitigt worden: nämlich die
Stachel- und Johannisbeeren.
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DER BLICK NACH OBEN VERRÄT DEM FORSTMANN WELCHE
BÄUME EINGESCHLAGEN WERDEN MÜSSEN
Sie stehen nun in einem Kiefern-Buchen-Altholz. Nach den Anga
ben der 10jährigen Forstbetriebsinventur (=Forsteinrichtung) von
1987 ist der Bestand 3 ha groß und erstreckt sich zu beiden Seiten
des Weges. Aus der Bestandesbeschreibung kann man weiter ent
nehmen, daß 70% Kiefern und 30% Buchen mit einem Alter zwischen
96 - 108 Jahren, im gewichteten Mittel von 103 Jahren, auf diesem
Hang wachsen. Und zwar im Norden als "geschlossenes Forlenal
tholz" und ansonsten als "lockeres Buchenaltholz".
Diese Angaben beschreiben die Überschirmung des Waldbodens durch die
Baumkronen, diese kann so dicht sein, daß kein Sonnenstrahl und bei kur
zem Regen kaum ein Tropfen Wasser den Waldboden erreicht. In diesem
Fall beschreibt man die Überschirmung als " dicht gedrängt" , weil die
einzelnen Baumkronen eng miteinander verzahnt sind. Die Entfaltungsmög
lichkeiten der Baumkronen sind dann bereits an ihre Grenzen gestoßen und
da ihre Größe ausschlaggebend für die Photosyntheseleistung ist, kann der
Baum keinen weiteren Holzzuwachs mehr leisten.
Diese Tendenz zum Dichtschluß des Kronendachs ist in jeder Alterssrufe des
Bestandes gegeben. Ließe man die Bäume ohne die Stammzahl zu reduzie
ren einfach in den Himmel wachsen, bekäme man als Ergebnis einen Wald
mit vielen schlecht bekronten Bäumen. Sie sind durch den Drang ans Licht
zu wachsen zwar sehr hoch, jedoch kaum dicker geworden und sind des
halb auch sehr labil.
Die kümmerliche Ausbildung der Wurzeln verhält sich analog zu der gerin
gen vertikalen und horizontalen Ausdehnung der Baumkronen. Damit ist die
Vitatlität der einzelnen Bäume stark eingeschränkt und sie können zudem
vom Sturm leicht entwurzelt oder abgebrochen werden.
Dieser Entwicklung ist in der Vergangenheit unterschiedliche Bedeutung
beigemessen worden. Und die Anfälligkeit vieler Bestände gegenüber abio
tischen (Sturmwurf, Schneedruck) und biotischen (Insekten, Pilze) Schadfak
toren geht oft auf zu schwache Durchforstungseingriffe während der ent
scheidenden Jugendphase der Bestände zurück.
Die Notwendigkeit der Bestandespflege wurde jedoch schon um 1540 in der
Württembergischen Forstordnung erkannt: "Ob sie (die Tannenwäld) zu dick
aufgewachsen und entsprungen wären, sollen Forstmeister im Mayen die
überflüssigen Stangen zu Leitern und sonst verkaufen und heraushauen las
sen, damit werden die Wäld licht und geläutert, und mag das übrig Holz,
so ohne das erstickt, und am wachsen verhindert wird, desto besser für
schiessen und aufwachsen."
In diesem Bestand, in dem Sie nun stehen, zeigt sich, daß die Kiefer häufig
von den Buchen förmlich "erwürgt" wird. Dort wo ihre Kronen durch die
Bedrängung bereits zu stark abgestorben sind, muß sie entnommen werden.
Anders als die Buchenkronen kann sich eine eingezwängte Kiefernkrone in
hohem Alter nachträglich nämlich nicht mehr regenerieren.
Wenn der Förster bei einer Durchforstung die einzuschlagenden Bäume aus
zeichnet, indem er mit der Axt oder mit einem Ziehmesser den Stamm mar
kiert, dann ist sein Blicks stets nach oben gerichtet. Im Kronendach erkennt
er, welche Bäume von anderen bedrängt werden. Er achtet darauf, ob sie
krank oder beschädigt sind und ob der Stamm gerade gewachsen ist. Dabei
muß er sich oft genug zwischen zwei oder mehr gleichwertigen Bäumen
entscheiden. In diesem Falle lautet eine waldbauliche Regel: Vitalität vor
Qualität vor Verteilung. D.h. daß kranke und schlecht bekronte Bäume
vorrangig eingeschlagen werden. Gibt es keine Unterschiede in der Vitali
tät, achtet er auf die Stammform und die Astigkeit. Wenn auch da alle
Bäume gleichwertig sind, versucht er, eine gleichmäßige Verteilung der
Bäume auf der Fläche zu bekommen.
Die Gefahr, daß man zuviele Bäume einschlägt, besteht nicht. In der 10jäh
rigen Planung, von der wir am Anfang gesprochen haben, wurde auch die
gesamte Holzmenge auf der Fläche und der jährliche Holzzuwachs des
Bestandes geschätzt.
Nach dem forstlichen Wirtschaftsprinzip der Nachhaltigkeit, d.h. daß nie
mehr Holz eingeschlagen wird als zuwächst, hat man die Durchforstungs
menge festgelegt, die innerhalb des Planungszeitraumes (1987 - 1997) ge
nutzt werden soll.
1986 wurden bereits 186 Festmeter (= cbm) bei einer Durchforstung auf 2,6
ha des Bestandes entnommen. Davon waren 94 fm Kiefernholz, 26 fm Bu
chenstammholz, 25 fm Kiefernindustrieholz und 40 fm Buchenindustrieholz. (
Industrieholz besteht aus krummschaftigen, astigen Stamm- und Kronentei
len, die zur Zellstoff- und Spanplattenproduktion verwendet werden).
1987 wurde dann noch ein Holzvorrat von insges. 1.080 Vorratsfestmeter auf
der Gesamtfläche ermittelt, das sind 360 fm/ha.
Für das Jahrzehnt 1987 - 1997 ist wieder ein Durchforstung mit einem Ein
schlag von 70 fm/ha geplant, das sind insges. rund 200 fm.
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DIE ENTWICKLUNG DES WALDES SEIT DER BESIEDLUNG DES
NECKAR- UND RHEINTALES IST ENG MIT DER GESCHICHTE
DER HIER LEBENDEN MENSCHEN VERBUNDEN
Der Heidelberger Wald, wie Sie ihn heute sehen, ist ein Produkt
der Forstwirtschaft etwa der letzten 100 Jahre. Man kann sich heute
beim Anblick der dicht bewaldeten Hänge rings um die Stadt kaum
mehr vorstellen, daß zu Beginn des 19. Jahrhunderts weite Teile
dieser Flächen praktisch unbestockt waren.
Die ursprünglich vorhandenen Wälder waren im Laufe der Jahrhun
derte durch Waldweide und übermässige Holznutzung (vielfach
Diebstahl) so verlichtet und devastiert worden, daß man vielerorts
überhaupt nicht mehr von "Wald" sprechen konnte. Wie auf alten
Stichen z.B. von Merian zu erkennen ist, war der Gaisberg 1620
völlig waldfrei. Dabei muß man allerdings berücksichtigen, daß ge
rade im 17. und 18. Jahrhundert die stadtnahen Berge schon aus
strategischen und kriegstechnischen Gründen waldfrei gehalten
wurden.
Der Ziegelhäuser Wald, in dem Sie sich heute befinden, war urspünglich
Teil des ausgedehnten Schriesheimer Centwaldes. Als Allmende war er ge
meinschaftlicher Boden der angrenzenden Dörfer, die anfangs eine Cent, das
heißt eine Hundertschaft bildeten. Bereits 772 wird im "Lorscher Kodex" der
Vorläufer dieser Cent erwähnt. Im 13. Jahrhundert reichte der Centwald von
Weinheim über Ziegelhausen bis nach Neckargmünd. Erst 1790 wurde das
Waldgebiet, durch das Sie der Info-Pfad führt, Ziegelhausen als Gemeinde
eigentum überschrieben.
Als Mitglied der Cent-Allmend-Genossenschaft hatten die Bewohner ver
schiedene Nutzungsrechte am Wald, wie z.B. das Recht auf den "Eckerich ",
d.h. daß in Samenjahren (Mastjahren) jedes Dorf eine bestimmte Anzahl
Schweine in den Wald zur Eichel- und Bucheckernmast treiben durften.
Viele alte Weg- und Flurnamen zeugen noch von diesen früheren Nut
zungsformen im Wald. Der Weg, dem Sie von hier aus bis zur Mausbach
wiese folgen, heißt heute Kuhriegelweg. Er entstand aus dem Namen "Küh
rügel" (= Kühruhe), was ursprünglich einen Lagerort für Großvieh am Büch
senackerköpfel bezeichnete (CHRIST, 1925, S.9).
Eine weitere "Kühruhe " befand sich am oberen Ende der Mausbachwiese,
und talabwärts im Mausbachtal war eine "Säuruhe", die von den Schwei
nen des Klosters Neuburg genutzt wurde.
Weitere Ortsbezeichnungen wie Viehtriebhangweg, Ochsenweidweg, Ochs
brunnen und viele andere deuten auf die wichtige Rolle der Waldweide in
früheren Zeiten hin.
An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, daß der Name "Mausbach"
nichts mit Mäusen zu tun hat. Er entstand aus dem Namen "Mulspach"
(=Mühlenbach, weil er einst im 15. Jahrhundert die alte Stiftsmühle mit
Wasser versorgte).
Erst 1790 wurde die Waldweide durch eine Agrarreform abgeschafft und die
Stallhaltung eingeführt. Das Einstreuen der Ställe hatte jedoch eine weit
verbreitete Streunutzung in den siedlungsnahen Wäldern zu Folge. Die
Entnahme von Laubstreu - aber auch Heidelbeere, Heidekraut und Ginster -
aus dem Wald und der damit verbundene Nährstoffentzug verschlechterten
die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig. Die Folgen reichen bis in unsere heutige
Zeit: Mangelsymtome und Wuchsstockungen an Kulturen haben ihre Ursa
chen häufig in der einstigen Streunutzung.
Neben der Weide führte eine besonders im Odenwald verbreitete Wirt
schaftsform, die sogen. "Hackwaldungen", zu einer ständigen Verschlechte
rung der Bestände.
Für diese Art der Bewirtschaftung wurde Hochwald in Niederwald umge
wandelt. Die forstliche Fachsprache bezeichnet als Hochwald jeden Wald,
dessen Bäume aus Samen hervorgegangen sind. Fast die ganze Waldfläche
Deutschlands ist von Hochwald bedeckt.
Niederwald dagegen ensteht, wenn die Stöcke von abgeschlagenen Bäumen
wieder austreiben und neue Stämme bilden. Nur Laubholz ist aufgrund sei
ner "Wurzelauschlagfähigkeit" für Niederwald geeignet. Ein kleiner Rest
dieser historischen Bewirtschaftungsform ist heute noch im Dossenheimer
Wald zu sehen.
Bis zu seiner Rodung im Jahre 1746 wurde der einstige Wald auf dem
Büchsenacker, das sind die Wiesen bei der Bushaltestelle Köpfel, als Hack
wald bewirtschaftet. Dieser Niederwald war hauptsächlich sog. Eichenschäl
wald, der in der Saftzeit der Bäume im Frühjahr geschlagen wurde. An
schließend wurden die Stämmchen geschält (daher der Name Eichenschäl
wald ) und die Rinde als Lohe zum Gerben gemahlen.
Die entrindeten Eichen ("Schälklepperle") wurden als begehrtes Brennholz
von den Bäckern in Ziegelhausen verwendet . Das unbrauchbare Holz wur
de mit der Bodenvegetation auf der ganzen Fläche verbrannt. Die Asche
hat man anschließend untergehackt (daher der Name Hackwald) und zwi
schen den Wurzelstöcken der verbrannten Erde Buchweizen oder Winter
roggen eingesät.
Nach zweimaliger landwirtschaflicher Nutzung ließ man die ausschlagkräf
tigen Eichen wieder wachsen. Nach etwa 10-15 Jahren wurde dann der neu
entstandene Niederwald wieder auf den Stock gesetzt.
Um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen hat man schon
früh die forstwirtschaftliche mit der landwirtschaftlichen Nutzung verbun
den. Solche Bewirtschaftungsformen mit den gleichen nachteiligen Folgen
für den Wald werden heute noch aus der Not heraus von Menschen in den
sog. Entwicklungsländern betrieben. Man bezeichnet sie dort als Brand
hackbau oder "shifting cultivation".
Die Niederwald-Wirtschaft wurde hier erst 1899 eingestellt Eichenschälungen
sind sogar noch von 1945 bekannt.
Die Waldverwüstungen, die bis heute nachwirken, hatten aber auch noch
andere Ursachen, wie z.B. die hohe Jagd, die den Landesherrn vorbehalten
war. Sie bewirkte durch die übertriebene Hege des Wildes eine für den
Wald untragbare Wilddichte mit beklagenswerten Schäden an forst- und
landwirtschaflichen Kulturen.
Eine andere Ursache war der mit der Bevölkerung gestiegene Brennholzbe
darf, der zu Holzfrevel und einer "Ausräumung" des Waldes führte. Die
Köhlerei und die Pottaschegewinnung zur Glasherstellung tat ein weiteres
zur Vernichtung des Laubwaldes.
Auch die Flößerei trug durch die verkehrgünstige Lage am Neckar zur
Plünderung der Wälder bei. Die sog. Holländerstämme, die man für den
Ausbau holländischer Städte und Schiffe auf Neckar und Rhein bis an die
Nordsee flößte, wurden in den immer kleiner werdenden Hochwäldern des
Odenwalds eingeschlagen.
Daher waren bis zum 19. Jahrhundert vorratsarme Mittel- und Niederwälder
die landschaftsbestimmende Waldform. Erst als gegen Ende des vorherigen
Jahrhunderts beschlossen wurde, den gesamten Wald nur noch als Hochwald
zu bewirtschaften, veränderte sich das Waldbild grundlegend. Um einer
immer wieder drohenden Holznot vorzubeugen und um die vielen entstan
denen Kahlflächen wieder aufzuforsten, wurde mit dem Anbau schnell
wachsender Nadelhölzer begonnen.
Schon 1776 wurden im Ziegelhäuser Forst erstmals Kiefern und Fichten an
gepflanzt. Ihr Anteil betrug damals noch 1,5% aller Baumarten. Der Nadel
holzanteil lag aber im Jahr 1840 bereits bei 21%, verdoppelte sich in 40
Jahren auf 40% , und 1909 waren 52% der Baumarten Nadelhölzer.
Durch die Überführung der vorratsarmen Niederwälder in zuwachsstarke
Hochwälder, hat sich der Holzvorrat pro Hektar ungefähr verfünfacht!
Selbstversorgungsbestrebungen während der beiden Weltkriege und die
möglichst schnelle Wiederausforstung der Reparationshiebe der Franzosen
und Engländer nach dem 2. Weltkrieg führte zu einem verstärkten Nadel
holzanbau in unserem Jahrhundert. Während dieser Zeit wurde die Wald
wirtschaft verständlicherweise stärker als heute unter den Aspekten der
Rohstofferzeugung und des Ertrags aus dem Wald gesehen.
Heute sind im Stadtwald Heidelberg 45% aller Baumarten Nadelbäume. Aus
ökologischen und waldbaulichen Gründen ist im letzten Jahrzehnt eine
deutliche Trendwende mit wieder steigenden Laubholzanteile gegeben.
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DIE ALTSTADT VON HEIDELBERG WURDE AUF EINEM
SCHWEMMFÄCHER ERRICHTET
Beim Blick auf die Altstadt fällt der Klingenteich auf, ein Talein
schnitt südlich der Stadt, durch den das Wasser Sand und Geröll
transportierte, das am Talausgang ablagert wurde, als Fundament
für das alte Heidelberg.
Die Morphologie des Stadtgebietes von Heidelberg und damit auch der
Mündungstrichter des Neckars in die Rheinebene hinaus ist weitgehend
durch tektonische Linien (Störungen) vorgezeichnet, die im Zusammenhang
mit dem Einbruch des Oberrheingrabens im Tertiär entstanden, und die dem
Neckar das Ausräumen des Tales erheblich erleichterten.
Die erste Besiedlung, der Kern der Stadt Heidelberg, lag vom Neckar ent
fernt auf einem rechts des von Granit gebildeten Steilhangs erkennbaren,
nach Norden geneigten Schwemmfächer, den der Klingenbach von Süden
her auf die Niederterrasse des Neckars vorgebaut hatte. Nur dort war ein
ausreichender Schutz vor den Hochwassern des Neckars gegeben. Sein
höchster Punkt ist durch die Peterskirche, der ältesten Kirche Heidelbergs,
gekennzeichnet.
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AUS FLÜSSIGER MAGMA ENSTAND STEINHARTER GRANIT ALS SICH
EIN GEWALTIGES URGEBIRGE AUS DER ERDE ERHOB
Der nackte Fels vor Ihnen ist Granit, der Sockel des Odenwaldes.
Er ist in grauer Vorzeit entstanden und wird heute - dort wo er zu
tage tritt - wieder verwittert, durch Wind und Wetter, und durch die
Sprengkraft der Baumwurzeln, wenn sie den nackten Fels umklam
mern, wie es uns hier die Hainbuche zeigt. Auch das Entstehen
und Vergehen der Steine ist ein natürlicher Kreislauf, der jedoch
mit menschlichen Zeitvorstellungen kaum zu erfassen ist.
Das Grundgebirge des südlichen Odenwaldes wird im wesentlichen von
saueren Magmatiten aufgebaut. Dieses älteste Gestein ist ein Granit, der vor
etwa 320 Millionen Jahren (Ma), d.h. in der Karbonzeit an der Wende Un
ter-/Oberkarbon als heiße Gesteinsschmelze in die tieferen, bereits meta
morphen Stockwerke eines sich bildenden Gebirges eingedrungen ist und
dort in einer Tiefe von 3,5 - 5 km erstarrte.
Den Hauptanteil bildet vielfach ein durch große Kalifeldspäte porphyrisch
entwickelter Biotitgranit ("Heildelberger Granit"). Häufig zeigen diese kri
stallographisch gut begrenzten und bis zu 3 cm langen Einsprenglinge eine
gewisse Einregelung, hervorgerufen durch die Drift der Kristalle während
der Platznahme der Gesteinsschmelze.
Der porphyrische Biotitgranit wird teils lagerartig, teils gangförmig von
einem fein- bis mittelkörnigen Muskovit führenden Granit durchzogen, der
vereinzelt durch eine reichlichere Turmalinführung gekennzeichnet ist.
Dieser schwarze Turmalin (=Schörl) ist durch seine stengeligen Kristalle
meist auch makroskopisch deutlich zu erkennen.
Auch die Nebengesteine der Granite sind im Bergsträßer Odenwald verein
zelt in Form von langgestreckten "Schieferzügen" noch erhalten, deren
parallel strukturierten Gesteine vom Minerlabestand als Gneise zu bezeich
nen sind. Sie wiederum entstanden im Rahmen einer noch älteren Gebirgs
bildung durch Einwirkung von Druck und Temperatur aus Sedimenten,
über deren Alter und Ausgangsmaterial jedoch wenig bekannt ist.
Nimmt man die Erkenntnisse aus dem Schwarzwald und auch aus Teilen
des Spessarts als Maßstab, so reicht die Vorgeschichte unserer Landschaft
noch sehr viel weiter zurück. Die geologische Überlieferung verliert sich
etwa an der Grenze Präkambrium/Kambrium, d.h. vor etwa 500 Ma.
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Das vor ungefähr 320 Ma entstandene Faltengebirge wird als das Varisci
sche Gebirge bezeichnet. Damit war ein ausgedehnter Festlandsbereich
entstanden, dessen tiefste Stockwerke heute in den Kristallingebieten der
Schweiz (z.B. Aaremassiv), in Frankreich (Massif Central, Vogesen) und
über den Schwarzwald bis nach Böhmen hinein aufgeschlossen sind. Im
Norden reichte jenes Festland bis in das Vorland des heutigen Rheinischen
Schiefergebirges.
Schon bald nach seiner Auffaltung und der damit verbundenen Magmen
intrusionen war dieses Gebirgsland so weit der Erosion zum Opfer gefallen,
daß zu Ende der Karbonzeit durch Heraushebung und Abtragung die tiefe
ren Stockwerke und damit die Granite und Gneise wieder an der Oberflä
che freigelegt waren.
Gleichgzeitig war auch die Landschaft im Bereich des Odenwaldes, im
Gegensatz zu anderen Gebieten des Variscischen Gebirges, zur Zeit des
höheren Karbons bereits weitgehend eingeebnet. Die alte Landoberfläche
des kristallinen Grundgebirges ist im Bereich der Büchsenäcker (südöstlich
der Bushaltestelle "Köpfel") durch den flächenhaften Abtrag der Erdoberflä
che durch Wind und Wasser als Denudationsterrasse wieder erkennbar.
Am Südabhang des Heidenknörzels, an dessen Randbereich sie sich hier be
finden, bildet die Oberkante des Kristallins einen der wichtigsten Quellho
rizonte, an dem das im Buntsandstein versickernde Niederschlagswasser in
Form von Schichtquellen wieder zutage austritt.
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WÄHREND DER EISZEIT HAT DER WIND STAUB UND SAND AUFGEWIRBELT
ES ENTSTANDEN LÖß UND SANDDÜNEN
Der Erdanschnitt vor Ihnen wird von hellem Löß bestimmt. Machen
Sie sich ruhig einmal die Hände schmutzig und zerreiben Sie den
Löß zwischen Ihren Fingern. Sie stellen fest, daß er an Ihren Fin
gerkuppen hängen bleibt. Ein Zeichen für den hohen Tonanteil
des Bodens. Tonminerale haben Korngrößen von weniger als
0,002mm; so klein, daß sie zwischen die Linien der Handfläche
passen. Wenn sie den Löß anfeuchten und kneten spüren Sie seine
tonige Konsistenz. Aus diesem Grund befand sich schon vor über
600 Jahren hier eine Ziegelhütte. Betrieben wurde sie damals von
Einem namens Haarlaß.
Der hier aufgeschlossene Löß ist ein Sediment des Eiszeitalters und gehört
damit zu den jüngsten Sedimenten des Heidelberger Stadtgebietes.
Während der gesamten Eiszeiten lag unser Raum im Periglazialbereich. Das
bedeutet, daß der Odenwald im Gegensatz zum Süd- und Nordschwarzwald
keine Spuren einer Vergletscherung zeigt.
Für unseren Bereich wichtigster Vorgang der pleistozänen Epoche war die
Ablagerung ausgedehnter Lößschichten. Löß bedeckt als äolische (durch
Wind ausgeblasen) Bildung der hochglazialen Perioden weite Teile des
Odenwaldrandes und des Kraichgaus und erreicht in der Umgebung Hei
delbergs Mächtigkeiten bis zu zwanzig Metern.
Der hier am Haarlass aufgeschlossene Löß ist allerdings nur noch in einer
Mächtigkeit von weniogen Metern erhalten. Grund hierfür ist der bereits ab
1220, im Jahre 1399 auch urkundlich erwähnte Abbau dieses Vorkommens
zur Herstellung von Dach- und Mauerziegeln.
Der Löß wurde während der Kaltzeiten aus den nahezu vegetationslosen
Schotterflächen des Oberrheingrabens ausgeweht. Normalerweise müßte da
her jeder Kaltzeit des Pleistozäns eine Lößgeneration zugehören. Neuere
Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß die Lößvorkommen am Ostrand
des Oberrheingrabens fast ausschließlich der jüngsten, der Würm-Eiszeit
zuzurechnen sind. Löß aus der älteren Riß -Eiszeit ist nur in geringem Maße
vorhanden.
Die jüngeren Löß-Sequenzen sind intern durch mehrere fossile Bodenhori
zonte gegliedert. Meist sind es ausgesprochene Naßböden, die eine weitere
Unterteilung dieser Lößfolgen ermöglichen. Das bedeutet jedoch, daß die
Akkumulation des Löß nicht als einmaliger Vorgang zu betrachten ist, son
dern daß zumindest bei diesem jungen Löß mehrere Generationen unter
schieden werden müssen.
Während das feinere Staubmaterial vom Wind verblasen weit vom Entste
hungsort abgelagert wurde, wo es dann zu der beschriebenen Lößbildung
kam, blieben die etwas gröberen Sandpartikel näher am Liefergebiet zu
rück. Auf der Niederterrasse wurden sie südlich des Neckars meist zu Dü
nenfeldern aufgeweht, nördlich sind sie dagegen überwiegend in Form von
reliefarmen Decksanden flächenhaft verbreitet. In der Nachbarschaft des
Neckarschwemmfächers erreichen diese Sande südöstlich von Oftersheim mit
über 20 m ihre größte Mächtigkeit.
Von der Genese her müßten somit jeder Lößgeneration auch entsprechende
Dünensande zugehören. Die Dünensande korrelieren altersmäßig jedoch nur
bedingt mit den Lößablagerungen. Ein großer Teil der Dünensande des
nördlichen Oberrheingrabens wurde erst gebildet, als der Rhein die Nieder
terrasse verlassen hatte oder wenigstens diese nicht mehr periodisch über
flutete. Das dürfte in unserem Raum etwa vor 11 500 Jahren in der sog.
"Jüngeren Tundrenzeit" erfolgt sein.
Die Dünen sind damit überwiegend im ausgehenden Spätglazial entstanden.
Umlagerungen von Dünensanden lassen sich jedoch stellenweise noch bis
an den Beginn der hochmittelalterlichen Rodungsphase um etwa 1100 nach
weisen.
Damit sind diese Dünensande eindeutig jünger als der Löß . Es ist aber
nicht auszuschließen, daß es auch in dieser spätglazialen Zeit an den Hän
gen noch zu einer Lößakkumulation gekommen ist, doch sind diese jüngsten
Lößschichten inzwischen weitgehend abgespült und befinden sich als sog.
Schwemmlöß entweder unmittelbar am Hangfuß oder in flächenhafter Ver
breitung als Deckschichten auf dem Schwemmfächer des Neckars, den die
ser seit dem Pliozän am Ausgang des Durchbruchstales in die Oberrheine
bene aufschüttete.
Die ursprünglich locker gelagerten Staubmassen sind durch dünne Kalk
häutchen fest verbacken, so daß frischer unverwitterter Löß in senkrechten
Wänden standfest ist. Durch Belastung, vor allem jedoch durch mechanische
Beanspruchung wie wiederholtes Befahren mit schweren Fahrzeugen wird
die sehr lockere und poröse Struktur rasch zerstört, und das feine Material
durch Niederschläge immer wieder abgespült. Auf diese Weise tiefen sich
auch heute noch in mächtigen Lößabfolgen unbefestigte und oft befahrene
Wege in den Löß-Untergrund ein und werden zu steilwandigen Hohlwegen,
sog. "Hohlen", die ein charakteristisches Erscheinungsbild in den Lößgebie
ten am westlichen Rand des Odenwaldes darstellen.
Heidelberg hat zu diesen Lößvorkommen ein sehr enges Verhältnis. Das
Gebiet um den Haarlass bildet den sog. "locus typicus" dieses Gesteins. Von
jener Stelle wurde im Jahre 1823/24 durch den an der Heidelberger Univer
sität zunächst Philosophie und Kameralwissenschaften, später Bergbaukunde,
Mineralogie und Geologie lehrenden K.C.v. Leonhard in seinem Buche
"Charakteristik der Felsarten" erstmals die äolische Entstehung dieses Sedi
mentes beschrieben und mit dem Namen "Loeß" in die wissenschaftliche
Literatur eingeführt. In der Folge gingen über das "Heidelberger Minera
liencomptoir" entsprechende
Gesteinsproben vom Haarlass in viele mineralogisch-geologische Sammlun
gen der Welt. Vor allem durch diesen Handel ist der unzweifelhaft von
Heidelberg ausgegangene Gesteinsname international geworden.
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BERGBAU IM MAUSBACHTAL?
UNTERTAGE VERSUCHTE MAN VOR 100
JAHREN DAS KOSTBARE MANGANERZ ABZUBAUEN. WIE DAS MANGAN
HIERHER KAM WIRD IM FOLGENDEN KAPITEL ERKLÄRT
Ungefähr 20 m unter Ihren Füßen verläuft der Mausbachstollen, der
sich 460 m bis zum Mausbach nach Norden erstreckt. Er erschließt
den Zechstein, eine geologische Formation, die Manganerze ent
hält. Die auffallende stark gestörte Geländeoberfläche vor Ihnen
sind Schutthalden, die in Zusammenhang mit dem Abbau entstan
den sind. Auch ein kleiner Fußweg, der bei der Mausbachwiese in
diesen Weg mündet, zeugt mit seinem Namen noch von den frühe
ren Aktivitäten hier im Wald; er heißt "Bergwerkswegle".
Über dem Kristallin Sockel (Granit und Gneis) des Odenwaldes folgen im
Gebiet von Dossenheim-Schriesheim und Peterstal mit Quarzporphyren (aus
vulkanischen Ergußgesteinen entstanden) und deren Tuffen (aus vulkani
schen Aschen entstanden)zunächst vulkanische Gesteine. In den Bereichen,
die von den Vulkaniten nicht erreicht worden sind, herrschte im gesamten
Permokarbon (vor 320 Mio. Jahren) festländische Verwitterung, verbunden
mit einer weitgehenden Einebnung des Reliefs.
Die Verwitterungsprodukte dieser Gebiete lagern über der von angewitter
tem Granit eingenommenen permokarbonischen Landoberfläche, wie dies an
dem klassischen Aufschluß am Heidelberger Schloßgraben heute noch zu
sehen ist.
Die über dem Kristallin folgenden sedimentären Deckschichten bestehen im
Rotliegenden (vor rund 250 Mio. Jahren entstanden) fast ausschließlich aus
Material, das unter wüstenähnlichen Bedingungen durch Verwitterung und
Transport zerbrochen und zerkleinert wurde. Die Gesteine dieses Zeitab
schnittes wurden anfangs zunächst in abflußlosen isolierten Senkungsfeldern,
später jedoch meist flächenhaft abgelagert wodurch sie das noch letzte
verbliebene Relief des Variscischen Gebirges fast vollständig einebneten.
Nun konnte das Meer der Zechsteinzeit (vor 230 Mio. Jahren) von Norden
her mit einer breiten Bucht nach Süden vordringen; die Küstenlinie dieses
Meeresvorstoßes lag ungefähr auf der Höhe von Karlsruhe. Das Meer hin
terließ infolge der hohen Verdunstungsrate und dem geringen Wasserzufluß
in Norddeutschland und bis in das Gebiet von Mainfranken hinein mächti
ge, auch wirtschaftlich interessante Salzlager.
In seinen südlicheren Bereichen kam es lediglich zur Ablagerung von Car
bonatgesteinen, in diesem Falle von Dolomit neben Sand- oder Tonsteinen.
Diese Dolomite, die im Heidelberger Raum überliefert sind, hatten eine
gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Die noch während der Zechsteinzeit
daraus entstandenen Verwitterungsprodukte sind im südlichen Odenwald
reich an Mangan, das sich in z.T bauwürdiger Menge anreicherte.
Diese Manganerze gewannen gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zuneh
mend an Bedeutung und wurden verschiedentlich abgebaut, so unter ande
rem im Mausbachtal durch die Röchling-Stahlwerke/Völklingen, die zwi
schen 1893 und 1896 ein etwa 1 m mächtiges Lager in dem zuletzt 460 m
langen Stollen unter Ihnen abbaute.
Der Mangan-Bergbau im südlichen Odenwald war nie wirtschaftlich renta
bel und kam bereits nach wenigen Jahren zum Erliegen. Reste hiervon, die
Berghalden und auch das Mundloch des Stollens wenige Meter von hier
sind noch erhalten. Dessen Schlußstein zeigt noch die alten Bergmanns-
Symbole Schlägel und Eisen, die Jahreszahl ist nicht mehr zu erkennen.
Der Stollen dient heute als Überwinterungsplatz einer Fledermauskolonie.
Zum Schutz der bedrohten Tiere wurde der Eingang vergittert.
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FLEDERMÄUSE - DÄMONEN DER NACHT ?
Entlang des linken Weges sind einige Fledermauskästen an alten
Bäumen aufgehängt, die regelmäßig von den "fliegenden Mäusen"
besetzt sind.
Fledermäuse gelten selbst in unserer aufgeklärten Zeit noch als
Sinnbilder blutrünstiger Ungeheuer. Unsere heimischen Fledermäu
se haben damit nichts gemein. Sie sind harmlos, friedliebend und
für den Menschen in keiner Weise gefährlich. Indem sie schädliche
Nachtinsekten fressen - von Stechmücken über Nachtfalter bis zu
Borken- und Maikäfern - sind sie sogar nützlich.
Im Heidelberger Wald wurden vom Forstamt seit 1987 rund 140 spezielle
Fledermauskästen aus Holzbeton aufgehängt. Sie unterscheiden sich von
Vogelnistkästen dadurch, daß die Einschlupföffnungen unten sind. Die Fle
dermäuse fliegen von unten an, kriechen innen hoch und hängen sich oben
im Kasten an den Hinterfüßen kopfüber zu ihrem Tagesschlaf auf. Nachts
werden sie aktiv und fliegen aus, um Insekten zu jagen. Im Herbst verlas
sen sie die Kästen, um in frostsicheren Quartieren, zumeist unterirdisch, die
kalte Jahreszeit zu verbringen.
Fledermauskästen werden stets in Gruppen zu 3 bis 6 Kästen an lichten
Waldrändern aufgehängt. Die Tiere wechseln gern den Hangplatz. Damit
erschweren sie vermutlich ihren Zecken, Milben und Flöhen das Leben, die
stets in den Quartieren hausen und dort auch ihre Eier ablegen. Darüberhi
naus dienen Platzwechsel dazu, bei allzu heißem Wetter in schattigere
Kästen auszuweichen bzw. bei kühlem Wetter etwas mehr an Wärme zu
erlangen. Noch sehr kleine Jungtiere können dabei von ihren Müttern im
Flug mitgetragen werden.
Die Kästen weren jährlich von Mitarbeitern der Koordinationsstelle für Fle
dermausschutz Nordbaden kontrolliert und gereinigt. Fledermäuse sind sehr
störungsempfindlich. Deshalb werden die Kontrollen im Herbst durchgeführt,
wenn die Jungen ausgewachsen und die meisten Tiere schon abgezogen
sind. Dann ist nur noch am zurückgelassenen Kot festzustellen, daß ein
Kasten belegt war. Jedes Jahr werden fast die Hälfte der Kästen von "flie
genden Mäusen" genutzt. Die jeweils übrigen Kästen bleiben jedoch auch
nicht leer: Nachtfaltern, Spinnen und Ohrwürmern dienen sie als Tagesver
steck und Eiablageplatz; Wespen, Hornissen und sogar Meisen bauen Nester
darin.
Bei den Kontrollen werden zwar vereinzelt Fledermäuse in den Kästen an
getroffen, zumeist jedoch wird der charakteristische Kot zur Artenbestim
mung herangezogen. So wurde festgestellt, daß die Kästen hier an der Kuh
riegelwiese bisher stets von zwei Arten genutzt werden: von Zwergfleder
mäusen und einer Bechsteinfledermaus. Letztere hinterließ ihre Kotbällchen
Jahr für Jahr im selben Kasten, während die Zwergfledermäuse öfters wech
selten und bis zu drei der Kästen im selben Jahr bewohnten.
Die Zwergfledermaus ist die häufigste einheimische Art. Sie kommt sowohl
in Städten und Dörfern als auch im gesamten Heidelberger Waldgebiet vor.
Die Bechsteinfledermaus gilt dagegen in ganz Baden-Württemberg als selten
und bedroht. Außer hier am Kuhriegel wurde sie noch im Kümmelbachtal ange
troffen.
Weitere Arten, die in den umliegenden Wäldern leben und die Kästen als
Wohnraum benutzen, sind der Große Abendsegler, Langohrfledermäuse und
Mausohren.
Alle einheimischen Fledermäuse sind gefährdet und deshalb streng ge
schützt. Es ist u.a. verboten, sie in ihren Quartieren zu stören und ihre
Wohnplätze zu beschädigen oder zu zerstören.
Die ärgsten Feinde der heimischen Fledermaus sind die Verringerung und
Vergiftung ihres Futters durch Insektenvernichtungsmittel, Störungen im
Winterschlaf (weil die Tiere zusätzliche Engergie verbrauchen und vor En
de des Winters verhungern) und lange Perioden mit kaltem, nassem Wetter
im Juni (weil dann die Jungen zu wenig Muttermilch erhalten und sterben).
Wer mehr über Fledermäuse erfahren möchte, findet Lesestoff z.B. in fol
genden Büchern:
A. Maywald, B. Pott : Fledermäuse - Leben, Gefährdung, Schutz ; Otto Ma
yer Verlag, Ravensburg
W. Schober, E. Grimmberger : Die Fledermäuse Europas ; Kosmos Naturfüh
rer, Francksche Verlagshandlung, Stuttgart.
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DER NECKAR -
LEBENSADER EINER LANDSCHAFT
Betrachtet man von hier aus das idyllische Neckartal, so fällt ei
nem die Lebenskrise, in der sich der Fluß befindet kaum auf.
Der Neckar ist der wichtigste Nebenfluß des Rheines in Süddeutschland. Er
entwässert nicht nur ein stark industrialisiertes und dicht bevölkertes Ein
zugsgebiet von fast 14.000 qkm, sondern er ist u.a.
- Lebensraum für Tiere und Pflanzen,
- Erholungsraum für große Bevölkerungsagglomerationen,
- Verkehrsstraße für zahlreiche Transporte,
- Anwasserkanal für manche Einleiter,
- Vorfluter für über 600 Kläranlagen,
- Stromproduzent in vielen Wasserkraftwerken,
- Kühlwasserlieferant für verschiedene Industrien
und manches andere mehr. Sein Zustand ist Ausdruck der Verhältnisse in
seinem Einzugsgebiet. Er ist damit auch Indikator für den Grad der Ver
knüpfung von Ökonomie und Ökologie, d.h. für den Grad einer naturange
paßten Wirtschaftsweise im Südwesten Deutschlands.
Der Zustand des Neckars ist damit zugleich von größter Bedeutung für alle
Unterlieger. Er ist für viele in erster Linie geprägt durch die chemischen
Inhaltsstoffe, wobei in dem letzten Jahren im Hinblick auf die traditionelle
Chemie durch den Ausbau der Kläranlagen eine deutliche Besserung einge
treten ist.
Andererseits ist er auch heute ein Gesamtausdruck des Einzugsgebietes. Der
Stoffhaushalt des Neckars ist geprägt durch die verbreitete landwirtschaftli
che Nutzung (Bodenerosion, z.T. Überdüngung) und durch den Ausstoß von
Schadstoffen (und Nährstoffen als Phosphate und Nitrate) aus den Ballungs
gebieten. Ein zentrales Beispiel für die Belastung des Neckars ist der
Schwebstoffhaushalt.
Als staugeregelter Fluß besitzt er heute eine fast reine Schwebstoffdynamik.
Dabei sind die Schwebstoffe nicht nur als Sediment in den Stauhaltungen,
sondern durch die Anlagerung von Schadstoffen (Schwermetallen, etc.) von
erheblicher Problematik.
Sie sind zudem gegenwärtig durch nicht unerhebliche Quantitäten gekenn
zeichnet. So sind allein beim Hochwasser im März 1988 rund 300.000t
Schweb nach Hochrechnungen des Geographischen Institutes der Universität
Heidelberg am unteren Neckar durch den Querschnitt bei Wieblingen trans
portiert worden. Es läßt sich derzeit keine Aussage machen, ob die mittle
ren oder die extremen Schwebstoffkonzentrationen bzw. ob die mittleren
oder extremen Frachten in den letzten Jahren zu- oder abgenommen haben.
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EINE TROCKENMAUER ALS LEBENSRAUM
FÜR BEDROHTE TIERE UND PFLANZEN
Die Trockenmauer vor ihren Augen ist ein schützenswerter Biotop
für viele Tiere und Pflanzen. Bitte nehmen Sie darauf Rücksicht
und stören Sie die hier vorkommende Lebensgemeinschaft nicht.
Die Bewahrung der artenreichen Flora und Fauna unserer Heimat
ist nur möglich, wenn der Mensch den Pflanzen und Tieren die
benötigten Lebensräume bereitstellt und entsprechend pflegt.
An den Hängen des Neckartales und der Bergstraße sind die Trockenmauern
typische, vom Menschen geschaffene Landschaftselemente. Die Bezeichnung
"Trockenmauer" bezieht sich auf die besondere Konstruktion, denn sie wer
den ohne Zuhilfenahme von Mörtel (trocken!) aus mehr oder weniger stark
bearbeiteten Natursteinen errichtet. Außer zur Grundstücksabgrenzung die
nen sie meist als Stützmauern zur Terrassierung steiler Hanglagen. Bei fach
gerechter Konstruktion erreichen die Mauern eine beachtliche Stabilität und
sind in ihrer Haltbarkeit und Lebensdauer modernen Konstruktionen und
Materialien ebenbürtig.
Die ca. 150 m lange Mauer am Wingertsberg z.B. wurde bereits Mitte des
19. Jahrhunderts aus behauenen Buntsandsteinen erbaut. Wie es durch den
Namen bereits zum Ausdruck kommt, wurde der Bereich ober- und unter
halb der Mauer ursprünglich als Weinberg und bis in die dreißiger Jahre
dieses Jahrhunderts als Grünland zur Futtergewinnung durch das Kloster
Neuburg genutzt.
Aus ökologischer Sicht stellen Trockenmauern "künstliche Felsbiotope" dar,
die spezielle Lebensgemeinschaften beherbergen, wie sie in unserer anson
sten eher felsenarmen Landschaft nicht anzutreffen sind. Pflanzen- und Tier
arten sind von ihren natürlichen Lebensräumen wie Felswände und Geröll
halden als Kulturfolger bis in die unmittelbare Nähe menschlicher Sied
lungen vorgedrungen. Wegen der extremen Standortsbedingungen ist die
Mauervegetation i.d.R. nicht sehr artenreich. Die Humusauflage ist gering
und die hier lebenden Pflanzen müssen oft längere Trockenperioden über
stehen können, da das Mauerwerk nur über eine geringe Wasserspeicherka
pazität verfügt.
Zu den häufigsten Felsspalten- und Mauerfugengesellschaften zählen die
Mauerrautenflur und die Zimbelkrautgesellschaft. Während die Mauerrau
tenflur beschattete Standorte bevorzugt, stellt sich die Zimbelkrautgesell
schaft eher an warmen und sonnigen Mauern wie hier am Wingertsberg
ein. Die namengebende Art dieser Gesellschaft, das Zimbelkraut (Cymbala
ria muralis) ist ein Gartenflüchtling und hat seine Heimat in den submedi
terranen und mediterranen Gebirgen.
Ebenfalls aus dem Mittelmeergebiet stammen zwei Mauerglaskrautarten (Pa
rietaria judaica und Parietaria officinalis), die bevorzugt am Mauerfuß
wachsen, und die beide in Baden-Württemberg zu den gefährdeten Pflanze
narten zählen.
Besonders die sonnenexponierten Mauern bieten auch einigen mittlerweile
seltenen Tierarten einen Lebensraum. Wildbienen und Hummeln nisten ger
ne in den Mauerspalten, Mauereidechsen und Schlingnattern sonnen sich
auf den warmen Steinen und nutzen die Mauer als Versteck, Kinderstube
und Überwinterungsplatz.
Hier am Wingertsberg steht nicht nur die Mauer unter Naturschutz, sondern
auch der unterhalb gelegene Bereich bis zum Weg (insgesamt ca. 0,5ha),
denn Mauer und Umgebung sind als eine ökologische Einheit zu sehen. Das
Gelände wird nach ökologischen Gesichtspunkten gepflegt, da die Tiere, die
in der Mauer wohnen, in ihrem unmittelbaren Umfeld zur ungestörten Nah
rungssuche nur eine extensive Nutzung (d.h. keine Düngung, keine Spritz
mittel, geringe Mahd) vertragen. Außerdem soll durch diese Wirtschaftswei
se auf diesem sonnigen und trockenen Hang die Entstehung blütenreicher
Aspekte magerkeits- und trockenheitsliebender Pflanzengesellschaften geför
dert werden, wie sie früher häufig in Weinbergen anzutreffen waren. Die
Bewahrung der artenreichen Flora und Fauna unserer Heimat ist nur mög
lich, wenn der Mensch den Pflanzen und Tieren die benötigten Lebensräu
me bereitstellt und entsprechend pflegt.
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